ANZEIGE | Der folgende Text dient der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Es handelt sich weder um eine medizinische Anweisung, noch ersetzt der Inhalt einen medizinischen Rat.
Nachmittags den Schulranzen in die Ecke geworfen und ab auf’s Fahrrad, um mit den Freunden zu spielen. Am Wochenende auf gut Glück beim Nachbarskind klingeln und den Tag draußen verbringen. Das sind Erinnerungen, die uns ein Strahlen ins Gesicht zaubern, wenn wir an unsere vergangenen Kindheitstage denken. Aber wie sieht es in der Realität der Kinder und Jugendlichen aus, die heute heranwachsen?
Ich möchte diesen Artikel zum Anlass nehmen, die körperliche Betätigung bei Kindern und Jugendlichen wieder neu in unseren Fokus zu rücken. Ich werde die aktuelle Situation, die Folgen von Bewegungsmangel bei Kindern sowie Empfehlungen und Auswirkungen dessen näher erläutern.
Aktuelle Situation
Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Bewegungsmangel. Laut aktueller Studie der WHO sogar 80% aller Heranwachsenden. Regelmäßige körperliche Aktivität in Form von Bewegung begleitet dabei aber eines der größten Einflussfaktoren unserer körperlichen Gesundheit. Sie beugt nicht nur gesundheitliche Beschwerden vor, sondern fördert ebenfalls die positive Entwicklung der Kinder. Somit sollte dem Entgegenwirken des rückgängigen Bewegungspensums der Kinder oberste Priorität eingeräumt werden. Es geht um Lösungsansätze, die Kinder und Jugendlichen langfristig motivieren sollen in Bewegung zu bleiben.
Ursachen und Folgen des Bewegungsmangels bei Kindern
Ursachen
Körperliche Aktivität verliert in unserem stressigen Alltag immer mehr an Bedeutung. Die gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse wirken in oberster Linie auf die täglichen Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen ein. Die Freizeitgestaltung wird massiv durch die stark zunehmende Mediennutzung beeinflusst. Fernseher, Computer, Spielekonsolen, Handys und neue technische Entwicklungen wirken sich negativ auf das Bewegungsverhalten der Heranwachsenden aus.
Auch der Lockdown während der Pandemie hat dieses Verhalten begünstigt. Erhebungen des ifo-Instituts zeigen einen deutlichen Anstieg an Bildschirmzeiten bei Kindern und Jugendlichen. Statistisch gesehen, investieren sie mehr Zeit in Medienkonsum als in Schulaufgaben und Distanzunterricht. Statistische Erhebungen nennen Bildschirmzeiten von 4,6h. Das sind besorgniserregende Tendenzen!
Folgen
Ein Drittel der Eltern beklagen , dass ihre Kinder im Zuge des Bewegungsmangels an Gewicht zunähmen. Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bestätigen, dass der Mangel an Bewegung nicht nur Koordination und Kondition, sondern auch das Körpergewicht negativ beeinflusst. Vor allem sportferne Familien seien mit einem höheren Erkrankungsrisiko wie Diabetes und anderen chronischen Krankheiten konfrontiert.
Eine Untersuchung von mehr als 20.000 Grundschulkindern kam zu dem Resultat, dass die körperliche Fitness seit dem Jahr 1995 bei Jungen um 20% und bei Mädchen sogar um 26% zurückgegangen sei. Darüber hinaus führe Bewegungsmangel neben motorischen Defiziten auch zu schulischen Leistungsschwächen in Fächern wie Deutsch oder Mathe.
All diese Entwicklungen haben auch Auswirkungen in der Allgemeinmedizin. Dynapenie, die den Rückgang der Muskulatur im Alter beschreibt, ist nunmehr auch in der Kinder- und Jugendmedizin angesiedelt. Man spricht von der pädiatrischen Dynapenie. Betroffene Kinder leiden unter einem Mangel an Muskelkraft, wodurch spielerische Aktivitäten, wie das Klettern auf einem Klettergerüst beispielweise, nicht mehr ausgeführt werden können.
Auswirkungen und Empfehlungen
Empfehlungen
Regelmäßige sportliche Aktivität in der Kindheit prägz einen gesunden bewegungsreichen Lebensstil im Erwachsenenalter. Die WHO empfahl 2020 eine tägliche körperliche Aktivität bei Kindern im Alter zwischen 5-17 Jahren von 60 Minuten pro Tag – beliebig auf die Woche verteilt. Es sollte eine mäßige bis stärkere Belastung, überwiegend im Ausdauerbereich, angestrebt werden.
Spielen im Freien, im Kindergarten oder auf dem Spielplatz, schulischer Sportunterricht, Fahrradfahren und das Ausüben verschiedener Sportarten und Spielsport, aber auch der tägliche Schulweg zu Fuß, decken diese Empfehlungen ab.
Nicht zu unterschätzend ist die Vorbildfunktion der Eltern. So sind Kinder von sportlich aktiven Eltern nicht automatisch auch aktiver. Bereits im Mutterleib werden die Grundsteine gelegt. Körperliche Aktivität in der Schwangerschaft trägt somit zur Gesundheit des Nachwuchses bei.
Auswirkungen
Kontinuierliche Bewegung im Kindes- und Jugendalter hat positive physiologische und funktionelle Effekte auf den sich zu entwickelnden Organismus. Muskelwachstum, Knochendichte, Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems sowie die Lungenfunktion werden gestärkt. Zucker- und Fettstoffwechsel werden positiv beeinflusst. Hochintensive Tätigkeiten stärken darüber hinaus die Muskulatur und Knochen der Heranwachsenden. Auch die Einflüsse auf die kognitiven Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen sind beachtlich.
Sportlich aktive Kinder sind statistisch gesehen doppelt so leistungsfähig wie sportlich inaktive Kinder!
Ein bereits im Kindesalter aktiver Lebensstil hat weitreichenderen Einfluss. Eine weltweit aktivere Bevölkerung könnte bis zu fünf Millionen vorzeitige Todesfälle vermeiden. Mit der Bewegung unserer Kinder heute legen wir also den Grundstein für einen gesundes Lebensstil, der in in alle Lebensbereiche hineinwirken wird.
Diese teilweise erschreckenden Fakten bedeuten jedoch nicht, dass man im IST-Zustand verharren muss. Wir können heute das Vergangene ändern, um die Zukunft neu zu gestalten.
Für Rückfragen und Anregungen stehe ich euch jederzeit zur Verfügung. Gebt mir gerne ein Feedback, wie Ihr die Bewegung mit euren Kindern umsetzt oder was euch besonders die Augen geöffnet hat!
Mit besten Grüßen
Euer Q
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