ANZEIGE | Der folgende Text dient der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Es handelt sich weder um eine medizinische Anweisung noch ersetzt der Inhalt einen medizinischen Rat.
Das polyzystische Ovarsyndrom wird auch als die unbekannteste Volkskrankheit betitelt, von der mindestens eine Million Frauen in Deutschland betroffen ist. Die Dunkelziffer ist aber sehr viel höher. Man vermutet eine genetische Prädisposition, da es auch familiär häufig auftritt. Typisch für das PCOS sind eine unregelmäßige oder fehlende Monatsblutung, erhöhte Androgen-Werte und polyzystische Ovarien. Hyperinsulinämie (= eine zu hohe Konzentration von Insulin im Blut) als Folge von Insulinresistenz treibt die Produktion weiter an. Optisch auffällig werden Frauen mit Hyperandrogenämie (= erhöhte Blutspiegel männlicher Geschlechtshormone) bei PCOS durch Akne, Haarausfall oder Hirsutismus (= Behaarung bei Frauen, die dem männlichen Verteilungsmuster ähneln).
Nicht alle diese Symptome liegen aber bei allen PCOS-Patientinnen gleichzeitig vor. Für die Diagnose PCOS müssen zwei dieser drei Kriterien erfüllt sein.
PCOS und Übergewicht
Viele Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom sind adipös und/oder insulinresistent, mit einem siebenfach erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes. Sie entwickeln meist schon in jungen Jahren ein metabolisches Syndrom und sind oft infertil. Daten belegen, dass jede zweite Frau mit PCOS einen BMI über 30 hat und 40% erhöhte Blutdruckwerte aufweisen. 56% weisen ein schlechtes Cholesterinprofil mit zu hohen „schlechten“ LDL-Werten und zu niedrigen „guten“ HDL-Werten auf. Zwei Drittel hatten bereits eine Insulinresistenz (= schlechter Zuckerstoffwechsel) und ein Drittel erfüllte alle Kriterien für ein metabolisches Syndrom.
PCOS Therapie
Die beste Therapie bei PCOS besteht aus meiner Erfahrung mit Betroffenen in einer Kombination aus medikamentöser Therapie, Gewichts-/Fettreduktion, angepasster Diätform und regelmäßigem Kraftsportprogramm. Die medikamentöse Therapie besteht im Regelfall aus Metformin (Betroffene, die nicht informiert sind, sollten Eigeninitiative ergreifen und das unbedingt mit dem behandelnden Arzt besprechen!), um die Blutzuckerwerte zu stabilisieren sowie aus Medikamenten mit antiandrogener Wirkung, um den erhöhten männlichen Sexualhormonen entgegenzuwirken.
Endokrinologen berichten, dass besonders Frauen mit Kinderwunsch von Metformin profitieren, da die Ovulationsrate damit so gut wie bei dem oft genutzten Clomiphen ist, und die Chance schwanger zu werden höher ist. Ein Nachteil ist allerdings, dass das Metformin bei einigen Frauen negativ auf die Verdauung einwirkt. Auch eine Supplementation mit 3g L-Carnitin hat sich in Studien als sehr vielversprechend erwiesen, um das Hormonprofil und allgemein die Laborwerte signifikant zu verbessern. Eine Therapie mit Myo-Inositol and N-Acetylcystein haben bisher wenig bis gar keine Erfolge in der Verbesserung der Symptomatik erbringen können.
Aufgrund der Besonderheit der Insulinresistenz und der allgemein schlechteren Verwertung von Glukose macht eine proteinbetonte und kohlenhydratreduzierte Ernährung sehr viel Sinn und verspricht bessere Erfolge bei der Abnahme. Gleiches gilt bei starkem Übergewicht, wo sich im Regelfall die gleiche Problematik zeigt.
PCOS und Krafttraining
Regelmäßiges Krafttraining sollte als begleitende Therapie in jedem Falle ein fester Bestandteil des Wochenalltags werden. Denn auch hiervon wird die Insulinsensitivität in sehr hohem Maße profitieren und der Zuckerstoffwechsel optimiert. In Kombination mit einer angepassten Ernährung kann die medikamentöse Therapie oft stark reduziert werden (bei Diabetes Patienten übrigens auch die Spritzintervalle, die Insulindosis und Medikamentendosierung!). Krafttraining ist und bleibt die beste Therapie.
Ich habe mit vielen Betroffenen zusammengearbeitet und den Punkt erreicht, wo sie ohne Einschränkungen ein ganz normales Leben führen konnten und auch schwanger geworden sind. Was man sich dabei aber immer vor Augen führen muss: PCOS ist eine unheilbare Erkrankung. Das wiederum bedeutet, dass der Lebensstil grundsätzlich verändert und beibehalten werden sollte, um eine dauerhafte Verbesserung der Lebensqualität zu erfahren und die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Beste Grüße aus IQs Kitchen
Euer Q
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